Im März 2022 war es soweit: das Projekt "Gartenbahn" konnte endlich in die Tat umgesetzt werden. Nach langem Hin und Her wurden die folgenden Eckpunkte in Stein gemeißelt:
1. Grundfläche ca. 55m²
2. Flächenform als großes L
3. direkte Einsehbarkeit von der Straße aus ;-)
4. Höhe der Anlage ca. 45 cm.
Aber wo und wie fängt man an? Der ungefähre Gleisplan wurde bereits vor längerer Zeit am PC entwickelt. Wichtig war hierbei, dass trotz manueller Steuerung (digital soll vorerst nicht) der Spaß am Fahren & Rangieren nicht zu kurz kommt.
So soll's ungefähr mal aussehen. Grund-legend werden zwei voneineinander getrennte Strecken entstehen, die nur durch eine einfache Weichenverbindung (links unten) miteinander verbunden sind. Links oben entsteht eine Ausfahrt, mit deren Hilfe perspektivisch eine temporäre Erweiterung durch den (ebenfalls noch nicht vorhandenen) Garten möglich sein wird.
Im späteren Verlauf wurden noch Änderungen vorgenommen, um das Projekt zu optimieren.
Erste Gedanken zur Landschafts- und Aufbautengestaltung. Der Charakter einer Gartenbahn (also nur punktuell mit Eisenbahn-Elementen versehen, ansonsten "echte" Landschaft) soll dabei im Vordergrund stehen. Am unteren Rand (gleichzeitig Zaunseite zur Straße) entsteht ein Bahnhof (fiktiver Name: Quedlinburg) mit wesentlichen Anlagen, wo beide Strecken einfädeln. Oben links wird die Anlage durch einen Haltepunkt (fiktiver Name: Vogelsdorf Hp) ergänzt.
Und was macht der einfallsreiche Gar-tenbahner, um auch von Weitem Aufmerksamkeit auf die Anlage zu erregen? Richtig! Originale von der "echten" Eisenbahn als Blickfang aufstellen :-)
Im Laufe der Zeit sammelten sich ein paar Dinge an (Andreaskreuz, Weichenlaterne, Pfeiftafel, Zugleuchten, etc.), die ein wenig restauriert Wind und Wetter trotzend die Anlage bereichern werden.
Endlich die ersten Schritte! Nach dem groben Beräumen der Fläche folgt zunächst das Markieren der zukünftigen Anlage mittels Trassierband. Der Abstand zur Grundstücksgrenze (hier: hinten und rechts) wurde auf 1m festgelegt. Ein bequemer Umlauf, auch mit Schubkarre, sollte damit möglich sein.
Der Blick von oben offenbart recht schnell, dass hier irgendwas im Weg steht... Die Hecke! Durch deren ausladenden Wuchs, obendrein nicht gepflegt und nahezu innen hohl, fehlten so einige m². So war der Entschluss sie zu entfernen die logische Konsequenz.
Also ran ans Werk! Mit Kettensäge, Spaten, Spitzhacke und einer Menge Schweiß wird der ungeliebten Pflanzenbarriere zu Leibe gerückt. Dumm nur, dass sich dadurch ganz neue "Durchblicke" ergeben, die eigentlich keiner will. Aber dem kann Abhilfe geleistet werden...
... in Form eines Sichtschutzzaunes. Kleiner Zeitsprung, einige Tage später. Um der Kulisse einen gewissen "Rahmen" zu geben und neugierigen Blicken von der Seite Einhalt zu gebieten, muss anschließend ein adäquater Ersatz für die Hecke her.
Dann wurde es endlich ernst!! Mit Bandmaß, Zollstock, Schnur, Pflöcken und unendlich viel Motivation wird die künftige Fläche festgelegt. Die langen Außenseiten je 8m, in der Kehle des L entsteht ein dezenter Bogen.
Doch verbirgt sich im Erdreich noch so manche unangenehme Überraschung! Dicke Wurzeln zum Beispiel. Hinzu kommt der staubige Boden, der kaum tragfähig sein dürfte.
Also was hilft es: eine gute Spatentiefe wird der staubige Boden durch Recycling ersetzt und mittels Rüttelplatte (und Wasser) ordentlich verdichtet. Ein Absacken des Fundaments wäre schließlich sehr unangenehm.
Mit pochendem Herzen :-) werden die ersten Steine gesetzt. Zur Anwendung kommen eingefärbte Beton-Blocksteine, die jeweils über zwei glatte Seiten zum Verbinden verfügen. Auf einem massiven Betonbett ruhend werden sie lediglich mit Montagekleber verbunden.
Und so entsteht Meter für Meter. Mit etwas kürzeren Blocksteinen und einem Trennjäger wird die Kehle der L-Fläche geformt. In den Fugen kommt dann aus-nahmsweise Beton als Verbindung zum Einsatz.
Langsam nimmt die künftige Fläche der Gartenbahn Gestalt an. Zwischendurch werden unzählige Schubkarren Erde bewegt und in die noch offene Umrandung eingefüllt. Das bedeutet immerhin mal etwas Abwechslung...
Dank auch recht guten Wetters ist das gesamte Fundament nun fertig und der Füllboden mit etwa 10cm Unterschied eingebaut. Vorn der Auslass zur tempo-rären Erweiterung.
Lustig, wie die Nachbarschaft und Spaziergänger über den künftigen Sinn einer derartigen Fläche rätseln :-)
Jetzt ordentlich rütteln! Mit der Platte wird mehrfach verdichtet und Unebenheiten so gut wie möglich ausgeglichen.
Dank meiner zauberhaften Frau, die mir das tolle Emailleschild schenkte, wird nun endlich die "Katze aus dem Sack" gelassen und man erfährt den Sinn dieses rätselhaften Fundaments.
Es folgt der Einbau einer Unkrautsperre. Das Flies wird (hoffentlich) vor ungeliebtem Grünzeugs von ganz unten schützen und Regenwasser zügig versickern lassen. Die letzten Unebenheiten werden mit einem Metall-Stampfer beseitigt. Steine und Holzlatten sorgen dafür, dass das Flies am Ort bleibt.
Und nun gibt es kein Halten mehr: die ersten Meter Gleise müssen sofort provisorisch verlegt werden, damit die erste Garnitur, bestehend aus Daa ("Brotbüchse") und dem Säuretopf-wagen, rollfähig der Öffentlichkeit prä-sentiert werden kann.
Mithilfe des am PC entworfenen Gleisplans wird Meter für Meter Strecke verlegt. Recht schnell wird dabei klar, dass es Änderungen geben muss. So fallen Stumpfgleise weg und die temporäre Ausfahrt wird in die innere Strecke integriert statt sie auschließlich nach außen zu führen.
Um dem zukünftigen Gleiskörper die nötige Stabilität zu verleihen, kleinere Unebenheiten auszugleichen und nicht zuletzt nochmals vor Unkraut zu schützen werden flache Betonsteine verwendet, die sich den Radien wunder-bar anpassen lassen.
Die Rampen zum Überwerfungsbauwerk (= Brücke) werden zur Herausforderung. Sämtliche Tfz müssen sie schaffen und daher wird mit provisorischem Fahrbetrieb ausgiebig getestet. Gebaut werden die Rampen aus Hohlblock-Steinen und den Flachborden.
Nicht nur die "richtigen" Brücken benö-tigen stabile Widerlager - auch der Gartenbahner hat einen Anspruch darauf! Der Betonbauer möge wegschauen... Eine professionelle Schalung sieht gewiss anders aus. Aber das Ergebnis ist entscheidend...
Beide Widerlager sind fertig und die Brückenelemente eingesetzt. Der Mittelpfeiler dient nur als Provisorium und wird später durch eine endgültige Version ersetzt. Den Belastungstest besteht das Bauwerk mit Bravour!!
Der zukünftige Hp Vogelsdorf wird samt Ausweichgleis im unteren Teil der Rampe (rechts) entstehen. Zum Fixieren des Anstiegs dienen allerlei Reste. Kantenbleche werden später die einzelnen Bereiche optisch und baulich trennen. Als Basis-Füllmaterial dient nun wieder "normale" Erde.
Die Unterfahrungen der Brücke, das rechte Gleis wird die temporäre Ausfahrt, müssen ebenso auf Herz und Nieren geprüft werden. Kein Fahrzeug darf hängen bleiben! Es zeigt sich, dass noch eine geringfügige Absenkung notwendig ist.
Ab jetzt kann empfangen und versendet werden! Die Güterabfertigung des Bhf Quedlinburg hat schon ihren künftigen Stammplatz erhalten. Auf Gleis 5 erhält 106 721 mit ihrem Nahgüterzug (Ng) den Abfahrtsauftrag...
Am zukünftigen Hp Vogelsdorf werden die ersten Flächen mit farbigem Kies aufgefüllt. Senkungen werden später mit Sicherheit zu Aufschüttungen führen. Die Gleise selbst erhalten eine feinere Einschotterung.
Das Ausziehgleis (Gleis 6) hat schon etwas Vegetation erhalten. Auf dem Flachwagen wartet Gleisschotter auf seinen Einbau.
80 012 befährt mit ihrer kurzen Fuhre das Hauptgleis (Gleis 1) vom künftigen Hp Vogelsdorf. Noch sind keine weiteren Anlagen vorhanden, aber das wird sich in Kürze ändern.
Nun ist es an der Zeit auch endlich eines der Originale der "echten" Eisenbahn aufzustellen und zu präsentieren. Äußerlich aufgearbeitet und mit Plexiglasscheiben versehen bildet die Weichen-laterne den Mittelpunkt des Rondells.
Nachdem nun zuerst "gewöhnliche" Erde eingebaut wurde, wird das Rondell mit grobem Splitt in unterschiedlichen Farben gestaltet. Zur Sicherung des Fahrweges im Brückenbereich sind anthrazitfarbene Blocksteine verwendet worden (oben).
Die restaurierte Weichenlaterne hat ihren finalen Platz erhalten und trohnt als Blickfang auf einer Schicht heller, kleiner Schottersteine. Im Dunkeln wird sie leuchten und von weitem den Spaziergänger anlocken. Ein paar Pflanzen ergänzen die Szenerie.
Ein Haltepunkt ohne Warteraum und Sitzmöglichkeiten für die Fahrgäste? Niemals! Und auch Fahrkarten können käuflich erworben werden.
Und bis der nächste Personenzug kommt, kann die V20 mit ihrem Ng noch schnell das Ausweichgleich passieren.
Es herrscht Betrieb auf der Anlage. Während 106 721 mit ihrem Nahverkehrszug auf der inneren Strecke unermüdlich seine Kreise zieht, schnauft 80 012 mit zwei Güterwagen durch Vogelsdorf Hp.
Nachdem die Durchfahrt(en) den Fahr-zeugen angepasst und die Gleise ihre endgültige Position gefunden haben, folgt das finale Einschottern mit feinem Splitt und das Auffüllen der übrigen Flächen dazwischen. Rechts die spätere temporäre Ausfahrt.
Aber der engagierte Gartenbahner muss seine Anlage auch bequem und ohne Hindernisse von allen Seiten erreichen können. Die beiden langen, je 8 m messenden Seiten werden zunächst gereinigt, von Unkraut, Wurzeln und Steinen befreit...
...und schließlich mit naturfarbenen Holzschnitzeln ausgelegt. Um dem Regen Gelegenheit zum Versickern zu geben und ein wenig Natur-Optik herzu-stellen, dürfte dies vorerst reichen. Gegebenenfalls wird im kommenden Frühjahr nachgebessert.
Der zweite Abschnitt wird fertig gestellt. Die Rampe auf der anderen Seite ist gleisseitig hergestellt. Nun folgen auch hier zur sicheren Abstützung des Bereichs anthrazitfarbene Blocksteine. Als Farbtupfer finden diverse Heidekräuter Verwendung.
Inzwischen kündigt sich der Herbst an. Die fertigen Flächen mit ihren bunten Akzenten kommen in der tief stehenden Sonne wunderbar zur Geltung. Aber auch der P mit 110 722 als Vorspann hat sich vorzüglich ins rechte Licht gerückt.
Pünktlich zu Halloween werden die bestellten Kürbisse geliefert. V20 brummt in den zukünftigen Bhf. Am Ausziehgleis bzw. westlichen Bahnhofskopf haben das Stellwerk "Qmf" und eine alte Lok-Lampe die Anlage ergänzt.
Es wird Zeit für den nächsten, aber letzten Bauabschnitt in diesem Jahr. Am Mittelbahnsteig sollen künftig auch längere Züge halten können. Stabilität und Witterungsbeständigkeit sind weitere Ansprüche.
Zunächst werden Reste von Terrassen-Platten als ebener Untergrund einge-passt und gesäubert.
Anschließend kommen rechteckige, flache Trittsteine zum Einsatz, die zum Glück exakt in den Zwischenraum der Gleise passen und sich mit ihrer Höhe im Verhältnis zu den Fahrzeugen als nahezu ideal präsentieren.
Die Trittsteine werden wieder "nur" mit Montagekleber auf die Platten befestigt.
Die Wahl des finalen Bahnsteig-Belages fiel schließlich auf Quarz-Sand-Matten, die sich beliebig kürzen und ergänzen lassen. Sie sollen der Witterung trotzen und einen realistischen Eindruck hinter-lassen. Na mal sehen...
Um dem Kleber optimale Haftung zu verleihen, ist eine gründliche Reinigung der Bahnsteig-Fläche obligatorisch. Zunächst müssen die Abstände zu den Gleisen noch abschließend exakt gemittelt werden.
Die Matten lassen sich hervorragend zu-schneiden und anpassen. Lediglich die Stöße müssen punktuell etwas mit Hand kaschiert werden. Die hier fehlende Weiche muss übrigens ersetzt werden (defekt!) und stellt die Verbindung zwischen den beiden Strecken her.
Aber auch ein simpler Bahnsteig bietet noch Möglichkeiten der Aufwertung. Gullydeckel zum Beispiel, denen im wahren Leben wohl keiner Beachtung schenkt, können ein Blickfang sein.
Die Kanten des Bahnsteigs werden wie beim großen Vorbild mit größeren Elementen versehen. Ein wenig angehäufelter Splitt/ Schotter verleiht der ganzen Szenerie schon eine gewisse "Echtheit".
Nachdem die neue Weiche an der Verbindung der beiden Strecken eingebaut ist und die ersten Meter des Bstg fertig "gepflastert" sind, können die Gleise in diesem Bereich komplett eingeschottert werden.
Sonne hilft! Die Herbstsonne sorgt für rasche Trocknung der geklebten Quarz-Sand-Matten und damit zur Fertigstellung des gesamten Mittelbahnsteigs (Bstg 2). Hier der östliche Bahnhofskopf.
80 012 gebührt die Ehre als erstes Tfz am neuen Bahnsteig halten zu dürfen. Alle empfindlichen Anbauten der Lok und der Wagen dahinter haben ausreichend Abstand zur Kante.
Der Wasserwagen aus Hainsberg wurde auf Gleis 3 zurückgelassen. Hat jemand Wasser bestellt?
Im direkten Sonnenlicht wirkt die Struktur der Matten sehr überzeugend!
Um den neu eingeweihten Bahnsteig noch ein wenig in Szene zu setzen steht auch schon eine Sitzmöglichkeit für die Fahrgäste oder das Zugpersonal zur Verfügung. Ergänzt wird die Position durch ein paar helle, große Schotter-steine.
Der Diensthabende Reichsbahner auf dem Stellwerk hat wohl wieder was auszusetzen! Ob der Rangierer ihm überhaupt zuhört?
Und schließlich kommt der Winter und bedeckt die Anlage mit Schnee. Der Wasserwagen wurde nicht mehr abge-holt...
Es herrscht Betriebsruhe! Das Stellwerk Qmf ist unbesetzt und die kleine Draisine rechts fast komplett im Schnee versunken.
Am Hp Vogelsdorf grillt heute keiner...
Die Güterabfertigung ist sich selbst überlassen. Keiner der Eisenbahner räumt den Schnee beiseite.
Als letztes "Gebäude" hat der Aussichtsturm noch kurz vor dem Winter seinen Platz gefunden.
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